Cartland, Barbara - Geliebte Schwindlerin by Cartland Barbara

Cartland, Barbara - Geliebte Schwindlerin by Cartland Barbara

Autor:Cartland, Barbara [Barbara, Cartland]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2013-04-26T00:00:00+00:00


5

Als sie sich fürs Abendessen umkleidete, gestand sie sich ein, diesen herrlichen, abwechslungsreichen Tag in vollen Zügen genossen zu haben.

Nach dem anregenden Morgenritt und einem reichhaltigen Lunch in fröhlicher Runde waren sie mit zwei flotten Phaetons zu einer Kutschfahrt aufgebrochen.

Sobald sie den Park hinter sich gelassen und einen Feldweg in flachem Gelände erreicht hatten, kam es zwischen Archie und dem Grafen zu einer wilden Wettfahrt, die der Graf gewonnen hatte. Minella fand das selbstverständlich, obwohl Archie sich ebenfalls als geübter Fahrer erwies, der seinem Rivalen einen harten Kampf lieferte.

Auf diese Weise lernte sie einen Teil des stolzen Besitzes kennen, der zum Schloß gehörte und vom Grafen vorbildlich in Ordnung gehalten wurde.

Die Bauernhäuser waren frisch getüncht, und alle Leute, die ihnen begegneten, grüßten ehrerbietig, aber mit freundlichem Lächeln.

„Ich habe den Eindruck, Ihre Leute mögen Sie sehr“, stellte Minella fest.

„Ich hoffe, daß sie mich für gerecht und großzügig halten; mehr erwarten sie nicht von ihrem Herrn.“

„Ich glaube, sie erwarten einiges mehr“, widersprach Minella. „Die Menschen brauchen Zuwendung. Obwohl wir nie Geld hatten, wurde meine Mutter von allen Leuten geliebt. Als sie gestorben war, schmückten Berge von Blumen ihr Grab, die von echter Zuneigung zeugten.“

Sie konnte nicht verhindern, daß ihre Stimme ein wenig zitterte, weil es sie noch immer schmerzte, ihre Mutter verloren zu haben.

„Was war Ihr Vater?“ fragte der Graf unvermittelt.

Zu spät erkannte Minella, daß sie ihre Rolle als junge Schauspielerin vergessen und von sich selbst gesprochen hatte.

Nach kurzem Überlegen antwortete sie: „Er besaß ein paar Acker Land.“

„Er war also Bauer“, sagte der Graf, „und vermutlich lieben Sie deshalb das Landleben und haben Spaß am Reiten.“

Minella wußte nicht, was sie darauf antworten sollte, und er fuhr fort, als setze er seinen Gedankengang fort: „Warum haben Sie sich dann für die Bühne entschieden? Das muß für Sie doch eine völlig fremde Welt sein.“

Ihr fiel es schwer, darauf eine Antwort zu finden. „Ich muß mir meinen Lebensunterhalt verdienen“, sagte sie dann.

„Und Sie genießen natürlich auch die berauschende Wirkung des Applauses“, ergänzte der Graf, und seine Stimme hatte wieder den trockenen, spöttischen Klang, der sie verletzte. Deshalb erklärte sie hastig:

„Ich bin nie so glücklich gewesen wie jetzt hier auf dem Schloß.“

„Ist das wirklich wahr?“ fragte er.

„Natürlich ist es die Wahrheit. Warum sollte ich Sie anlügen? Es sind nicht allein der Luxus und die Pracht, die mich hier umgeben und mich glücklich machen, sondern vor allem, weil Sie so überaus freundlich zu mir sind.“

Einen Augenblick lang sah er sie merkwürdig an, dann sagte er: „Das ist meine Absicht, aber darüber reden wir später ausführlich.“

Ein freudiger Schreck durchzuckte sie. Würde er ihr, wie Connie schon angedeutet hatte, bei ihrer Suche nach einer Stelle behilflich sein? Sicher meinte er die Nebenrolle in der Revue „Die Ausreißerin“, von der er gesprochen hatte und die sie ganz bestimmt nicht annehmen würde.

Er spürte wohl, daß sie über seine Worte nachdachte und glaubte, sie beruhigen zu müssen. „Vertrauen Sie mir, Minella“, bat er sie, „und genießen Sie Ihren Aufenthalt hier.“

„Das tue ich“, versicherte sie lebhaft. „Hoffentlich darf ich morgen noch einmal mit Sarazene ausreiten!“

„Selbstverständlich“, erwiderte der Graf.



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